Krebsnetz - Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige zum Thema "Krebs"
Behandlung Demonstration Berichte Information

Behandlung - Therapie - Tatsachen
 

Tatsachen

Medikamente

Erbrechen

Haarausfall

Blutwerte

Geld

Gradwanderung

 

 

 

Chemotherapie - Bestrahlung

Märchen – Gruselgeschichten – und die Wahrheit

Jeden Tag erleben wir, dass sich Patienten und Angehörige unter einer Chemotherapie die schlimmsten Dinge vorstellen.

Hier gibt es nur eine Antwort: DAS IST FALSCH!!!

Noch vor wenigen Jahren war es wirklich so, dass eine schlimme Übelkeit und lange anhaltendes Erbrechen fast immer die Folge einer Chemotherapie war. Und weil es dagegen kaum wirksame Medikamente gab, haben die Patienten wirklich sehr unter den Nebenwirkungen ihrer Behandlung gelitten. Nicht selten waren die Nebenwirkungen der Chemotherapie schlimmer als die Erkrankung selber.

Doch das hat sich heute glücklicherweise vollkommen geändert. Zwar ist auch heute eine Chemotherapie immer noch sehr belastend, die schlimmsten Nebenwirkungen Übelkeit und Erbrechen lassen sich aber sehr wirkungsvoll verhindern. Wenn es heute im Rahmen einer Chemotherapie zu Übelkeit oder Erbrechen kommt, dann muss man sich sehr ernsthaft fragen, ob nicht irgendetwas falsch läuft. Tatsächlich ist es so, dass wir immer wieder von unseren Patienten hören, dass es Ihnen gerade an den Tagen der Chemotherapie und unmittelbar danach am besten geht.

Leider muss man aber bei der Bewertung von Nebenwirkungen bei einer Chemotherapie oder einer Bestrahlung sehr vorsichtig sein. Immer wieder hören die Patienten und auch wir selbst von Ärzten, dass irgendwelche Probleme durch die Chemotherapie oder auch die Bestrahlung verursacht sind. Das muss aber nicht stimmen, beziehungsweise es stimmt sogar sehr häufig nicht. Denn leider ist es so, dass oft besonders bei weiter fortgeschrittenen Karzinomerkrankungen die Erkrankung immer wieder selber zu erheblichen und sehr vielfältigen Problemen führt. Es mag richtig sein, dass viele Probleme durch die Erkrankung ausgeprägter sein können. Aber diese Probleme sind dann nicht durch die Chemotherapie oder die Bestrahlung bedingt – sondern durch die Begleiterkrankungen selber. Sie müssen die Chemotherapie oder die Bestrahlung als die entscheidende Möglichkeit sehen, Ihre Erkrankung zu bekämpfen. Nur so können häufig alle gesundheitlichen Probleme auf einen Schlag gelöst oder doch zumindest vermindert werden.

Weder die Chemotherapie noch die Bestrahlung sind Ihr Feind. Beide sind in vielen Situationen einer Tumorerkrankung Ihr bester Freund und Ihr bester Verbündeter. – Denken Sie einmal in Ruhe darüber nach. Die Karzinomerkrankung ist Ihr Feind. Nicht die Therapie. Wichtig ist nur, dass es die beste Therapie für Ihre Situation ist.

Allerdings ist es auch nicht so einfach, eine Chemotherapie zu verabreichen, die gut wirkt und dazu gut vertragen wird. In sehr zahlreichen Fachbüchern kann jeder Arzt ausführlich nachlesen, bei welcher Karzinomerkrankung welche Chemotherapiemedikamente in welcher Dosierung und in welcher möglichen Kombination eingesetzt werden sollten. Dazu muss aber (erstaunlicherweise!) der Arzt nicht einmal eine spezielle Ausbildung absolviert haben (nach der Sie sich auf jeden Fall erkundigen sollten). Zu den so sehr notwendigen Begleitbehandlungen gibt es aber kaum ähnlich konkrete Empfehlungen. Zwar gibt es hier zahlreiche Veröffentlichungen und auch ganze Bücher, doch zeigt sich hier noch wesentlich mehr als bei der Chemotherapie an sich die Erfahrung Ihres Arztes.

Wie wir im Kapitel „Begleitbehandlung“ ausführlicher schildern, ist es absolut notwendig, dass gerade auch die erste Chemotherapie ohne Übelkeit und erst recht ohne Erbrechen vertragen wird. Doch dazu muss Ihr Arzt nicht nur die Nebenwirkungen der einzelnen chemotherapeutischen Medikamente sehr gut kennen, sondern er muss auch die Persönlichkeitsstruktur und die psychische Verfassung des jeweiligen Patienten richtig einschätzen. Ein und dieselbe Chemotherapie kann durchaus eine unterschiedliche Begleitbehandlung erfordern – und das steht eben nicht in den Büchern. Es kann nicht in den Büchern stehen, weil dabei der Patient die entscheidende Rolle spielt. Hier muss Ihr Arzt mehr können als lesen. Hier muss er Erfahrung und Einfühlungsvermögen besitzen.

Aber nach unserer Einschätzung gibt es noch Etwas, das wichtiger ist, als Können und Erfahrung und vielleicht auch als Einfühlungsvermögen: Sie müssen sich als Patient mit Ihrem behandelnden Arzt gut verstehen. Zwischen Ihnen und Ihrem Arzt muss die Chemie stimmen. Denn Sie bilden unter Umständen für eine sehr lange Zeit idealer Weise ein richtiges Team. Sie müssen Ihrem Arzt vertrauen können, aber Ihr Arzt muss auch Ihnen vertrauen können. Ohne Zweifel befinden Sie sich mit einer bösartigen Erkrankung in einer schwierigen Situation, denn Ihre Erkrankung kann Ihr Leben bedrohen.

Sie müssen sich mit Ihren Sorgen und Problemen an Ihren Arzt wenden können. Aber auch Ihr Arzt sollte sich mit seinen Sorgen, die er mit Ihnen hat, an Sie wenden können. Vielleicht fragen Sie sich, was Ihr Arzt für Sorgen mit Ihnen haben könnte. Ganz einfach: In manchen Situationen gibt es zwei oder sogar mehrere Behandlungen, die für Sie die besten Möglichkeiten bieten können. Leider kann dabei der Weg, der für Sie der beste ist, häufig nicht vorher mit Sicherheit bestimmt werden. Darüber wird sich Ihr Arzt, wenn er Sie und Ihre Erkrankung ernst nimmt, Gedanken machen. Das sind Sorgen, die er mit Ihnen besprechen wird. Hoffentlich.

Sie sollten mit Ihrem Arzt reden. Und Ihr Arzt sollte mit Ihnen reden.

Sie haben sehr viel zu besprechen. Sehr oft wird es Ihnen besser gehen, wenn Sie mit einer Person sprechen, der Sie in der gerade gegebenen Situation vertrauen. Zwar löst sich häufig nicht das Problem in Wohlgefallen auf, aber wenn Sie es einmal formuliert haben, geht es Ihnen und Ihrem Kopf häufig besser. Und ohne Zweifel sollte Ihr Arzt in diesem Sinn einer Ihrer festen Gesprächspartner sein.

 


 

StartseiteSeitenanfang

DiagnosenBehandlungDemonstrationBerichteInformation